Die Methode der Arthrographie wurde im Lauf der letzten Jahre wiederentdeckt, nachdem die konventionelle MRT bei ganz bestimmten Fragestellungen diagnostische Schwächen zeigte.
In der angloamerikanischen Literatur wird aus medikolegalen Gründen häufig noch die unterlegene indirekte Arthrographie forciert. Hier wird durch Gelenkbelastung nach intravenöser Injektion eines Gadoliniumkontrastmittels die intraartikuläre Diffusion bewirkt. Der erzielte Kontrast ist der von uns angewendeten direkten Methode deutlich unterlegen und diagnostisch häufig ungenügend.
Typisch ist ein leichtes Druckgefühl im Gelenk für ein bis zwei Stunden. Schwere Komplikationen wie z.B. eine Infektion sind mit ca. 1 zu 50 000 Raritäten. Die Durchleuchtungszeit im Röntgen liegt pro Untersuchung bei ca. 3-4 Sekunden.
Das Gelenk wird unter Röntgendurchleuchtung und nach Lokalanästhesie mit Xylonest 1% unter absolut sterilen Kautelen mit einer 22G Nadel punktiert, wobei die Zugangswege je nach Fragestellung variieren können. Die intraartikuläre Lage wird durch Injektion von 0,5 ml Solutrast dokumentiert. Anschließend wird das Gelenk mit 5-20ml Artirem gefüllt. Dieses speziell für die Arthrographie entwickelte Gadoliniumpräparat erlaubt eine optimale Kontrastierung im MRT.
Anschließend wird je nach Fragestellung und Wunsch des/der Patienten/Patientin in einem offenen 1,5 Tesla MRT oder in einem 3 Tesla Hochfeldsystem untersucht. Die Untersuchungsdauer im MRT beträgt ca. 30 Minuten. Die Befunde werden dem/der Patienten/Patientin im Anschluss an einer Workstation demonstriert und für den Überweiser als Ausdruck und CD dokumentiert.
Die MRT Arthrographie ist ideal geeignet, um Läsionen des Labrum acetabulare nachzuweisen und zu differenzieren. Neben den üblichen Winkelmessungen im MRT wie Zentrum-Eck-Winkel, paraaxialer und coronaler Alphawinkel und der acetabulären Anteversion wird das Gelenk mit T1 flash 3D Sequenzen in allen Raumebenen abgebildet.
Die Läsionen des Labrums werden in einem Zifferblattschema nach Czerny klassifiziert und die meist juxtalabralen chondralen Läsionen werden graduiert und planimetriert. So sind die Pathologika des femoroactabulären Impingements (FAI) vom Cam- und Pincer- Typ und nicht durch FAI bedingte Läsionen mit anderem Therapieansatz zu differenzieren. Auch die konventionelle 3 Tesla MRT ist der MRT Arthrographie unterlegen.
Da Labrumeinrisse häufig nicht zu klinischer Symptomatik führen, kann die intraartikuläre Triggerung der Beschwerden durch eine intraartikuläre Anästhesie mit einem lang wirksamen Lokalanästhetikum, wie z.B. Carbostesin, in derselben Sitzung nachgewiesen werden.
Haupteinsatzgebiet ist die Diagnostik des Labrum glenoidale und der glenohumeralen Ligamente, insbesondere Läsionen des Biceps Pulley Typ1-4 nach Habermeyer und die SLAP-Läsionen. GLAD, GAGL, HAGL, Perthes, ALPSA und Bankart-Läsionen können sicher diagnostiziert und differenziert werden. Insbesondere die Beteiligung des anteroinferioren glenohumeralen Ligamentes als wichtigem passivem anterioren Stabilisator ist gut nachweisbar.
Die Senstivität und Spezifität liegen bei der Diagnostik der glenohumeralen Ligamente bei 90-95%, während die Sensitivität in der konventionellen MRT bei 44-95% und die Spezifität bei 67-87% liegen. Insbesondere Leistungssportler in Wurf- und Schlagsportarten profitieren von einer raschen Diagnostik und Therapie der Läsionen des bicipitolabralen Komplexes.
Die direkte MRT Arthrograhie ist eine minimal invasive, wenig belastende und sichere Methode zur Diagnostik in der Gelenkbildgebung bei bestimmten Fragestellungen wie sie häufig bei Sportlern auftreten.
In der Diagnostik von SLAP Läsionen, der Verletzung der glenohumeralen Bänder und den Folgen des femoroacetabulären Impingements ist die direkte Arthrographie der konventionellen MRT deutlich überlegen.